Geschichte & Geschichten
Dieser Landstrich ist mit Geschichte verwoben! Bei Worms schlummert auf dem Grunde des Rheins ein großer Schatz und wartet darauf, entdeckt zu werden hier soll Hagen von Tronje den Schatz der Nibelungen versenkt haben. Die Ansiedlung der Römer 38 vor Christus als Boll- werk gegen die Germanen begründet die Mainzer Stadtgeschichte und prägt sie bis heute.
Im frühen Mittelalter war das Naheland Heimat einer inzwischen weltbekannten Mystikerin: Die junge Hildegard von Bingen wird auf dem Bene- diktiner-Kloster Disibodenberg ausgebildet, um später als geistige Führerin an den Rhein zu ziehen und dort ihr immer noch aktuelles Wissen über die Heilkräfte der Natur zu verbreiten. Im 15. Jahrhundert druckt Johannes Gensfleisch zu Laden, später als Gutenberg bekannt, in Mainz die ersten Bücher mit beweglichen Lettern und löst damit die erste Medienrevolution aus.
Und in Worms verteidigt Martin Luther auf dem Reichstag 1521 seine Thesen und spricht den Satz aus: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir“.
Geschichtsträchtige Städte
Wo in diesem Landstrich schon so viel deutsche Geschichte geschrieben wurde, ist es empfehlenswert, sich bei einem Besuch etwas Zeit zu nehmen, um die geschichtsträchtigen Orte zu entdecken. Die alte Reichsstadt Worms schmückt, wie auch Mainz und Speyer, ein Kaiserdom. Einst politisches Machtzentrum, wurde das blühende Worms des Mittelalters im 17. Jahrhundert von Krieg, Not und Zerstörung heimgesucht - die Stadt verlor ihren Status bis heute.
Die Landeshauptstadt Mainz dagegen ist die heutige Schaltzentrale des Landes. Man stolpert in „Moguntiacum“, wie die Römer ihre damalige Legionsstadt nannten, fast bei jedem Schritt über römische Vergangenheit: Sei es der Tempel in der Einkaufspassage oder das damals größte römische Theater nördlich der Alpen neben dem Bahnhof. Das wichtigste Volksfest von Mainz, das Johannisfest am letzten Juni-Wochenende, huldigt mit Gutenberg dem berühmtesten Sohn der Stadt. Dieser wurde nicht immer so geschätzt. Gutenberg, kaufmännisch ungeschickt, verlor in einem Schuldnerprozess seine kostbare Werkstatt an den Geldgeber Fust, der damit die finanziellen Früchte erntete Gutenberg starb in Vergessenheit, und bis heute sucht man sein Grab. Im Gutenberg-Museum erfahren Sie alles über Gutenberg und den Buchdruck!
Mainz, das ist auch „Mayence“. Die Stadt war seit dem Mittelalter ein westliches Bollwerk gegen Frankreich.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde im pfälzischen Erbfolgekrieg der ganze Landstrich zwischen Pfalz, Rhein und Mosel von brandschatzenden französischen Soldaten verwüstet, weil Ludwig XIV das Erbe seiner Schwägerin Lieselotte von der Pfalz verweigert wurde.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert eroberten die Revolutionsheere Napoleons die linksrheinischen Gebiete und proklamierten in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden. Erst rund zwanzig Jahre später wurde Frankreich in die ehemaligen Grenzen zurückverwiesen.
Die Landschaft
Wer genug von Stadtkultur hat, der fährt jetzt besser aus den Städten des Rheins hinaus und damit direkt in das sanfte Hügelland Rheinhessens. Hier im größten deutschen Weinanbaugebiet werden unkomplizierte Tagesweine ebenso wie Spitzenerzeugnisse mit internationaler Auszeichnung produziert. Die Gewölbekeller der rheinhessischen Weindörfer beherbergen jedoch nicht mehr nur Fasslager, sondern auch gemütliche Gaststätten und Veranstaltungsorte.
Die Nahe, die bei Bingen in den Rhein mündet, bietet im Gegensatz zu Rheinhessen eine etwas schroffere Landschaft. Steile Felswände säumen den Flussverlauf zwischen Bad Kreuznach und Idar-Oberstein. Auch diese Gegend ist vom Weinbau geprägt. „Nahewein - ein Edelstein“, mit diesem Marketingspruch bewarb man früher den Nahewein in Anspielung auf die natürlichen Preziosen des Nahelandes, den Edelsteinen aus der bizarren Felslandschaft rund um Idar-Oberstein. Die Stadt ist deutsches Edelsteinzentrum mit internationalem Ruf.
Ganz andere Schätze bieten die drei Badestädte Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein-Ebernburg und Bad Sobernheim. Thermalquellen, Radon und Heilschlamm kombiniert mit unzähligen Therapie- und Sportangeboten machen die Nahe zu einem echten Wellnessparadies. Nördlich der Nahe schließt sich der Hunsrück an eine weite Landschaft aus Wäldern und Wiesenauen voll klarer Luft. Für Liebhaber des deutschen Films: Hier ist Edgar Reitz' Familiensaga „Heimat“ angesiedelt. Abgeschiedene Ortschaften mit schieferbedeckten Häusern wirken tatsächlich manchmal wie die Kulisse eines Nostalgiefilms.
Einer wusste die Einsamkeit der weiten Waldgebiete besonders zu schätzen und zu nutzen: Der Hunsrück war Rückzugsgebiet für den berüchtigten Räuberhauptmann Schinderhannes. Doch keine Angst mehr vor Lumpenhund und Galgenstrick! Schinderhannes wurde 1803 hingerichtet - übrigens in Mainz - an seiner Stelle streifen heutzutage Wanderer durch den Wald.
Text von Sibylle Möll