Der „Lindelgrund“ ist eine Landschaft mit einer sehr bewegten Geschichte, die noch weit vor die Zeit des Formsandabbaus geht. Während der Altsteinzeit gingen hier die Neandertaler auf Jagd nach Wildpferden. Doch hängt die Entdeckung der eiszeitlichen Funde mit dem Formsandabbau direkt zusammen, denn erst durch die Abgrabung des Geländes kamen die Funde zum Vorschein. Schon im Jahr 1913, zwei Jahre nach Gründung des Formsandwerkes, konnte Karl Geib erste Knochenreste und Faustkeile bergen.
Von den bisher zwölf entdeckten altsteinzeitlichen Fundplätzen im Naheraum ist der Lindelgrund der Bedeutendste. 96 Steinartefakte, verschiedene Faunenreste und die Spuren von zwei Feuerstel- len wurden im Laufe der Jahre freigelegt. Hier müssen demnach günstige Jagdbedingungen geherrscht haben. Das Fundmaterial ist heut- zutage auf zwei Sammlungen verteilt: die des Schlossparkmuseums Bad Kreuznach und die Privatsammlung von A. J. Bopp.
Aus der Zeit des Mittelpaläolithikums (150.000 – 100.000 v. Chr.) resultieren 68 Fundstücke, hauptsächlich größere Steinwerkzeuge aus örtlicher Herkunft mit vorherrschend violetter Färbung. Aus diesen Funden lässt sich die Anwesenheit von altsteinzeitlichen Menschen, wahrscheinlich Neandertalern, schließen, die bei kaltem und feuchtem Klima gegen Ende der vorletzten Eiszeit den Lindelgrund als Jagdgrund nutzten. Die Werkzeuge benutzten sie zum Schneiden, Schaben, Bohren und Schlagen.
Alle weiteren Funde, also sämtliche Tierknochen und Pflanzenreste, die zwei Feuerstellen sowie die größtenteils kleineren und feineren Stein- geräte, stammen aus dem späten Jungpaläo- lithikum (etwa 13.000 v. Chr.) bzw. der ausge- dehnten Würmeiszeit. Die gefundenen Knochen- reste beweisen die damalige Anwesenheit folgender Großsäuger im Lindelgrund: Wolf, Eisfuchs, Braunbär, Ren, Steinbock, Wisent und Wildpferd.
Die Faunenreste können in der Mehrzahl als Jagdbeutereste des Menschen angesehen werden, da nur eine Auswahl bestimmter Skelettelemente vorliegt. Hauptjagdwild war das Wildpferd, gefolgt vom Ren. Die zwei Feuer- stellen, von denen die eine einen Durchmesser von 50 und die andere von 80 cm aufweisen, beweisen die Anwesenheit von Menschen, die vorzugsweise im Frühjahr und Herbst ihre Beute erlegten und an der Feuerstelle verwerteten. Gleichzeitig können die Feuerstellen als Hin- weise auf eine feste Behausung gedeutet werden.